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Fakultät Rehabilitationswissenschaften
Projekte im Bereich

Sprache und Kommunikation

Ein Forschungsschwerpunkt des Fachgebiets Sprache & Kommunikation betrifft das Phänomen Mehrsprachigkeit und dabei insbesondere die Entwicklung von Sprachkompetenz bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern. In verschiedenen Forschungsprojekten werden unterschiedliche Zielsetzungen verfolgt, die sowohl Prävention und Diagnostik als auch Förderung im Blick haben. Besonderes Augenmark erhält dabei der individuelle Kontext mit dem jeweiligen sprachlichen Input, in denen Kinder mehrsprachig aufwachsen. Für die Förderung wurden beispielsweise die Hörspielserie Die Wetterschacht-Detektive entwickelt und evaluiert. Aktuell liegt ein Fokus auf der Diagnostik und der Prävention von Sprachentwicklungsstörungen (SES) bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache.

So werden beispielsweise einige Screeningtools, die in einem internationalen Projekt entwickelt wurden, von uns in unterschiedlichen Alterskohorten bei mehrsprachigen Kindern erprobt. Im Speziellen werden dabei die Nichtwortwiederholung, die Subjekt-Verb-Kongruenz und die Kasusmarkierungen untersucht. Mit letzteren beiden linguistischen Phänomenen beschäftigen wir uns auch in einem weiteren Forschungsprojekt, innerhalb dessen die Sprachverarbeitung sprachentwicklungsgestörter Kinder untersucht wird. Langfristiges Ziel des Projekts ist es, das Risiko der Ausbildung einer SES bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache präventiv feststellen zu können, noch bevor sie selbst umfänglich in ihrer Zweitsprache kommunizieren.

Neben diesen frühkindlichen und vorschulischen Schwerpunkten liegt der Fokus eines weiteren Projekts im frühen Primarbereich. Hier wird der mehrsprachige Erwerb von Wortbildungsfähigkeiten in den ersten beiden Schulbesuchsjahren erforscht. Langfristig ist das Ziel, mehrssprachigkeitssensible Förderkonzepte für den gemeinsamen Unterricht zu entwickeln, welche auf empirisch fundierten Forschungsergebnissen zu diesem Bereich der Bildungssprache fußen.

Im Kontext der Mehrsprachigkeitsforschungen können Studierende sich mit Abschlussarbeiten (Bachelor oder Master) beteiligen.

Kontakt: Jun.-Prof. Anna-Lena Scherger

Weitere Informationen:

Der Hauptfokus des Fachgebiets Sprache & Kommunikation liegt in der Erforschung der kindlichen Sprachentwicklung. Frühe sprachliche und kommunikative Fähigkeiten haben eine Schlüsselfunktion für spätere Schulleistungsfähigkeiten und hängen eng mit anderen Entwicklungsbereichen zusammen. Insbesondere im Hinblick auf die Frühförderung von und
-intervention bei Kindern mit einer Sprachentwicklungsverzögerung bzw. -störung ist die Identifikation von Faktoren, die auf die Sprachentwicklung einwirken, höchst relevant. Wir haben deshalb vor einigen Jahren mit dem Aufbau eines Panels für eine Längsschnittstudie begonnen, die in den ersten sechs Jahren von der der Deutschen Forschungsgemeinschaft und seither aus Haushaltsmitteln finanziert wurde. Langfristiges Ziel dieses Dortmunder Längsschnitts ist diejenigen Faktoren zu identifizieren, die sich als prädiktiv für die Entwicklung der sprachlichen und kognitiven Leistungen sowie für spätere Schulleistungen (wie z. B. mathematische Fähigkeiten) erweisen. Eine Gruppe von circa 40 Kindern (einsprachig mit Deutsch aufwachsend) wird seit dem Kleinkindalter (in 2012 12 Monate alt) fortlaufend in Halb- bzw. Jahresschritten beobachtet und hinsichtlich altersrelevanter Fähigkeiten, die um Zusammenhang mit Sprache stehen, untersucht.

Ein wegweisender Befund der Studie weist auf den Zusammenhang zwischen der Art der gestischen Kommunikation im vorsprachlichen Kleinkindalter für die weitere sprachliche Entwicklung bis ins Ende der Grundschulzeit hin. Aktuell werden im Projekt unter anderem folgende Zusammenhänge untersucht:

  • Rolle früher kommunikativer Gesten für komplexe sprachliche und mathematische sowie kognitive (z. B. theory of mind) und pragmatische Fähigkeiten (Kooperation mit Univ.-Prof. Dr. Carina Lüke, Universität Würzburg), u.a. im Rahmen eines Dissertationsprojekts
  • Zusammenhang sprachlicher Fähigkeiten mit mathematischen Basiskompetenzen unter Berücksichtigung der Rolle des phonologischen Arbeitsgedächtnisses (Kooperation mit dem Forschungsnetzwerk RooT der Fakultät)
  • Rolle visueller Basisfähigkeiten für sprachliche und mathematische Kompetenzen (Kooperation mit dem Fachgebiet Sehen, Sehbeeinträchtigung und Blindheit, Univ.-Prof. Dr. Sarah Weigelt)
  • Rolle sprachlicher sowie kognitiver Faktoren für bildungssprachliche Kompetenzen

Im Kontext des Dortmunder Längsschnitts können Studierende sich mit Abschlussarbeiten (Bachelor oder Master) beteiligen.

Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Ute Ritterfeld

Weitere Informationen:

Basisfähigkeiten stärken – Qualifizierung, Diagnostik, Intervention (seit 12/2021)

Das Fachgebiet Sprache und Kommunikation erforscht die kindliche Sprachentwicklung nicht nur von Kindern mit Deutsch als Muttersprache, sondern auch von mehrsprachigen Kindern. Besonders für mehrsprachige Kinder bedeutet der Schuleintritt die Herausforderung, Alltags- und Bildungssprache gleichzeitig erwerben zu müssen. Die sprachlichen Fähigkeiten vor Schuleintritt stellen somit eine wichtige Schlüsselfunktion für späteren Erfolg im Bildungssystem dar.

Um Kinder, die keinen regulären Betreuungsplatz in einer Kita oder Kindergarten vor Schuleintritt erhalten haben, bei dem Übergang in die Schulzeit zu unterstützen, wurden seit 2015 in einigen Städten in Nordrhein-Westfalen Spiel- und Lerngruppen ins Leben gerufen. Diese Gruppen werden Erdmännchen-Gruppen genannt und fördern neben kultureller und sozialer Integration auch die sprachlichen Fähigkeiten, da viele mehrsprachige Kinder dort das erste Mal in Kontakt mit der deutschen Sprache kommen.

Mit diesem Projekt übernehmen wir die wissenschaftliche Begleitung von über 80 mehrsprachigen Kindern in ihrem Übergang vom Elementar- in den Primarbereich. Wir qualifizieren über 20 Fachkräfte in den Bereichen Sprachentwicklung, Sprachdiagnostik und alltagsintegrierte Sprachförderung und evaluieren die Umsetzung der Sprachförderung kurz vor und nach dem Schuleintritt.

Im Kontext der Mehrsprachigkeitsforschungen können Studierende sich mit Abschlussarbeiten (Bachelor oder Master) beteiligen.

Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Anna-Lena Scherger

Projektkoordination: Jannika Böse, Alexandra Niephaus

Mitarbeitende: Eva Bielecki, Rahel Branning, Hannah Förster, Swantja Kooymans, Friederike Köller, Karolin Reschke, Lea Suermann, Pia Wüller, Antonia Zabel

Kooperation: Katja Pelizäus und Delia Temmler (Bildungsinitiative RuhrFutur), Dr. Julian Busch (Ruhr-Universität Bochum)

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung / Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend / Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

Die Anwendung von Pupillometrie in der bilingualen Sprachentwicklungsstörungsdiagnostik – The use of pupillometry in bilingual language assessment (Pupil-BiLa)

Mit dem Ziel der technologiebasierten Früherkennung von mehrsprachigen Kindern mit Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung werden in diesem Projekt bestimmte Sprachverarbeitungsfähigkeiten mehrsprachiger Kinder zu Beginn ihres Deutschkontakts mittels einer speziellen Eyetrackingmethode untersucht. Auf diese Weise identifizierte Risikokinder werden in einem Langzeitstudiendesign zu einem späteren Zeitpunkt durch eine umfangreiche Diagnostik der Sprachproduktion überprüft. Sollte die Methodik erfolgreich für diese Zwecke einsetzbar sein, könnte möglichst früh sprachtherapeutisch interveniert werden und partizipative Möglichkeiten könnten bereits vor Schuleintritt erhöht werden.

Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Anna-Lena Scherger

Mitarbeitende: Dr. Isabel Neitzel, Timon Ludwigs, Rohan Nayak, Buket Özdemir, Lea Sommer

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Laufzeit: 04/2022-03/2025

Kooperation: Tom Fritzsche (Universität Potsdam), Dr. Martin Włodarczak (Universität Stockholm)